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Öffentlicher Busnahverkehr Göttingen – Drama ohne Ende

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Göttingen, 22.03.2023, 02:20 Uhr
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Nahverkehrsabbau in Göttingen - Zunahmeplanung der Bundesregierung in Deutschland
Nahverkehrsabbau in Göttingen - Zunahmeplanung der Bundesregierung in Deutschland  Bild: Naeim / Pixabay.de

Göttingen [ENA] Wir alle wissen es inzwischen und hören und lesen es jeden Tag. Der Klimawandel ist da, und der muß gestoppt werden. Ob das wahr ist oder Hysterie, kann sich jeder selber überlegen, aber Fakt ist: Die Bundesregierung, insbesondere die Grünen, wollen das Aus für Verbrennermotoren bis 2030.

Da die Bürger ja auch dann noch zur Arbeit, in die Stadt oder sonstwo hinkommen müssen, müssen andere Verkehrsmittel her, die das bewerkstelligen. Und da ist das Elektroauto nur ein Kleinstbeispiel, denn erstens kann nicht jeder einfach mal so eine neue Anschaffung im 5-stelligen Bereich bewerkstelligen, schon heute muß bedacht werden, wo die Stromkosten der angeblich so preiswerten Autos in 4 – 5 Jahren angekommen sind, da immer mehr Strom erforderlich wird zu immer höheren Preisen. Da heisst es: In der Innenstadt viel mehr öffentlicher Nahverkehr, auf dem Land viel höhere Bustaktung, insbesondere in allen Städten, wo es keine S- oder U-Bahn gibt, und für noch weitere Strecken den Bahnverkehr.

SO wollen es die Grünen, eine unlösbare Aufgabe bis 2030, wahrscheinlich gänzlich. Dazu mehr am Schluß des Berichtes. Es geht ja um den Busverkehr in Göttingen, den Nahverkehr von und zur Innenstadt und den nahegelegenen umliegenden kleinen Ortschaften oder Stadtteilen. Zuständig für den reibungslosen Ablauf sind die Göttinger Verkehrsbetriebe, kurz GöVB. Die Modernisierung und Umstellung der Busflotte in den letzten Jahren hat Millionenbeträge verschlungen, diverse Elektro – Gelenkbusse wurden angeschafft, in den Bussen teilweise Musik, besonderes (grünes) Licht, USB-Anschlüsse wurden installiert, und ein kostenloses WLAN Netz war im Gespräch, was glaube ich noch nicht umgesetzt wurde.

Klingt alles schön, aber wie viele Verkehrsbetriebe ist auch die GöVB defizitär auf das Jahr gesehen. Ein Experte für Mobilität hat mal gesagt, es gäbe wohl kaum ein innerstädtisches Busunternehmen, das schwarze Zahlen schreiben würde. Kann ich glauben, aber die GöVB bewirbt sich regelmäßig darum. Zum Beispiel mit Studententarife, wo für eine Monatskarte statt 44.15 Euro, was jeder Bürger mindestens bezahlen muß, nur um die 2.60 Euro pro Monat bezahlt. Das das keine kostendeckende Lösung sein kann, ist wohl jedem klar. Aber dann nachgefragt warum das überhaupt angeboten wird: Ja, wenn wir den Studenten nicht einen günstigen Preis machen, fahren die gar nicht mehr mit dem Bus. Aha, verstehe.

Besser mit jedem Studentenfahrgast Verluste machen als gar nix einnehmen. Aber die Dramastory geht ja weiter. Seit den Coronazeiten ist es häufiger und in gleichmäßiger Regelmäßigkeit zu Busausfällen gekommen, mal ganze Linien, mal wurde der Fahrplan gekürzt zu bestimmten Zeiten und anderes mehr. Die dafür herhaltenden Begründungen waren immer die angeblichen Busfahrer, die wegen Corona in Quarantäne waren und die vielen Busfahrer, die in Rente gehen. Upps, das mit der Rente konnte ja auch keiner sehen, das kommt immer plötzlich über Nacht. Das seltsame bei den immerwährenden Geschichten: Corona ist lange vorbei, auch die Einschränkungen.

Aber die GöVB hat offensichtlich noch nix von dem Vorhaben, das mehr Bürger Busse und Bahnen benutzen sollen, auch wegen der Umwelt, gehört. Denn statt die Flotte auszubauen, Taktungen in gewissen Gebieten, insbesonders ausserhalb der Innenstadt, zu erhöhen, passiert genau das Gegenteil. Und wieder die gleiche Leier: Es fehlen Busfahrer ohne Ende. Und so kommt es wie es sein muß: Es gibt ab dem 27. März 2023, also in wenigen Tagen, einen sogenannten Sommerfahrplan, der eine Kürzung der Taktung, Busausfälle und Reduzierungen zum Zwecke haben, also alles andere als das was uns versprochen wird. Aber damit nicht genug. Es soll Strecken und Ziele ab dem Sommer geben, da fahren die Bussen stundenweise gar nicht mehr.

Da soll es kleine Busse geben, die man „ on Demand „ also per Anruf ordern kann. Dafür stehen derzeit 4 Fahrzeuge zur Verfügung. Und das stelle ich mir so vor: Person A ruft um 8 Uhr die Hotline an um für 10 Uhr eine Abholung zu ordern damit sie pünktlich um 11 Uhr einen Arzttermin wahrnehmen kann. Und Person B, die auch einen Arzttermin hat, aber schon um 10.30 Uhr, hat Pech, denn da kann nicht noch ein Abholbus fahren. Aber das Ganze ist ja bisher ebenfalls nur Wunschdenken. Denn die Busse sind noch gar nicht betriebsfertig. Die Software ist noch nicht vorhanden. Planung wie beim Bund: Dinge schonmal abschaffen obwohl der Ersatz noch fehlt.

Und genau da sieht der Rat der Stadt Göttingen auch weitere Probleme. Der Busverkehr wird weiter eingeschränkt in Göttingen, das bedeute, der Autoverkehr nehme wieder zu, genau das, was man immer vermeiden wollte. Man glaube auch nicht dran, das sich die Lage nach dem Sommer wieder entspannen würde. Die Phrase der FDP, ein Mix von Fahrrad Mobilität, E-Bus on Demand und E-Auto sei die Lösung, ist natürlich nicht wahr. Denn wer fährt denn mit dem Fahrrad ? Doch keine Personen, die vom Land kommen, doch wenig Rentner, wenig Arbeitnehmer. Und in kalten, regnerischen und Winterzeiten ? Da gibt es keinen Mix, da gibt es 99 % Auto und Bus und 1 % Fahrrad, es gibt keine Lösung, einen festen Mix, der alle Probleme löst, festzusetzen.

Da sind auch Projekte, die Fahrradwege weiter auszubauen, nicht hilfreich. Anstatt an solchen Ideen festzuhalten sollte der Rat und die GöVB dringend mal analysieren, warum die Bürger, die NICHT mit dem Bus fahren, das nicht tun – und diese Probleme schnellstens abschalten, dann kommt der auch weiter. Aber alles kein Problem. Dafür gibt es ja seit über 10 Jahren in Göttingen einen sogenannten Fahrgastbeirat. Der besteht aus interessierten Bürgern, die möglichst auch den Bus nutzen, aus Mitgliedern der Stadt Göttingen, des Verkehrsverbundes und einigen weiteren Organisationen wie ProBahn, Behindertenbeirat usw., halt diverse Interessensgruppen. Klingt wichtig, ist er aber gar nicht.

Denn dieser Beirat hat keine Möglichkeit, Anträge zu stellen oder einzubringen, es ist eigentlich eine Art Informationsplattform und allenfalls eine Wünscheplattform oder Besprechung von dergleichen, zu sagen hat dieser Beirat nix. Immerhin hat sich der Beirat dazu durchgerungen, den Sommerfahrplan als eine „ Bankrotterklärung „ zu bezeichnen, interessant dazu der Hinweis der GöVB, der die Busse nicht mehr morgens über den Bahnhof fahren lassen will: Die Arbeitspendler könnten schließlich zum Anschlußbus in die Stadt laufen. Komisch, bei Studenten wurde extra eine sogenannte CAMPUS – Linie eingeführt, wahrscheinlich, weil viele Studenten Fußkrank sind.

Interessanter dagegen sind Aussagen von Busfahrern dagegen, wie sich die Lage vor Ort so darstellt. Ja, es gäbe immer wieder problematische Lagen bei der personellen Besetzung der Busse. Und die kommen, daher, das einfach seit langer Zeit zu wenig Busfahrer nachkommen aber immer wieder Busfahrer ausfallen oder auch mal in Rente gehen. Aber das wisse ja der Verbund weit im Voraus und man reagiere eben erst, wenn die Hütte brennt. Für die verbleibenden Busfahrer bedeute das: Noch mehr Schichten, auch am Wochenende, noch mehr Überstunden und keine Perspektive auf Abfeiern, kurzfristige Einsätze und Druck ohne Ende.

Und das machen eben einige nicht lange mit und dann fallen noch mehr aus, die ließen sich krankschreiben und das sei eine Spirale ohne Ende. Dabei sei das Problem mit der Anzahl der Busfahrer schon seit über 3 Jahre bekannt. Lange Rede kleiner Sinn: Die Probleme in der Stadt Göttingen und dem Busverkehr werden sich in absehbarer Zeit nicht lösen, sondern höchstens noch ab dem 1. Mai durch das 49 Euro Ticket zunehmen. Gewollt ist gewollt.

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