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Baudelaire und die "Blumen des Bösen"

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 01.09.2021, 18:31 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 7374x gelesen

Wien [ENA] Charles Baudelaires (1821-1867) Lyrik "Die Blumen des Bösen" haben sich als literarisches Ereignis vielleicht auch deshalb etabliert, weil sie stellenweise die Lyrik von ihrem hohen Thron der Idylle gestürzt und vielleicht sogar davon befreit hat. Das war ein gewisser Bruch in der Tradition und der ging auch zu Baudelaires Zeiten nicht unbemerkt vorbei. Ganz im Gegenteil, die Zensur war noch sehr aktiv

Wegen sechs angeblich gotteslästerlicher Gedichte wurden Autor, Verleger und Drucker angeklagt und der "Beleidigung der öffentlichen Moral" für schuldig befunden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Urteil aufgehoben. Charles Baudelaire war seit seiner Kindheit ein unruhiger Geist, der schon als junger Mann in der Bohéme, im Sinnlichen, in der Kunst und Malerei seine Welt entdeckte, die ihm als Gegenwelt zu einer rigid empfundenen Gesellschaft, ein Gefühl der Freiheit vermittelte, in das er sich verlor, aber darin sich auch als Lyriker und Kunstsammler wiederfand. Mit einem beträchtlichen Erbe führte er ein ausschweifendes Leben mit Drogen, Alkohol und Frauen und investierte großzügig in Künstler wie Manet, Daumier oder Delacroix.

In den "Blumen des Bösen" schreibt er, "Des Teufels Fäden sind's, die uns bewegen, Wir lieben Grauen, berauschen uns im Sumpf, Und Tag für Tag zerrt willenlos und stumpf, Der Böse uns der Hölle Stank entgegen." Es ist vielleicht kein Zufall, dass Baudelaire als erster Edgar Allan Poe ins Französische übersetzte und dabei vielleicht auch für sich das Grauenhafte als Mittel der Kunst entdeckte. Doch wie ein böses Omen haben ihn anscheinend die Geister die er rief, eingeholt. Denn entmündigt und verarmt starb er am 31. August 1867 an den Spätfolgen der Syphilis nur 46jährig in einer Anstalt bei Paris.

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